Internationaler Pfingstlehrgang 2019

"Nur ein Herz, das alles loslässt, kann eins mit Do werden" - dieses Motto begleitete dieses Jahr die Teilnehmer und Teilnehmerinnen des Pfingstlehrgangs in Groß-Bieberau, der zum 33. Mal stattfand.
Pause machen, nach innen schauen. Der Pfingstlehrgang war eine Pause vom Alltag und allen Routinen. Ein Raum, in dem wir dazu eingeladene wurden, unser Inneres bewusst wahrzunehmen, das loszulassen, was uns im Alltag beschäftigt, ganz im Jetzt zu leben und so ein klares Herz zu bekommen. Hier werden Erfahrungen möglich, die uns daran erinnern, wie ein Miteinander aussehen kann, in welchem Rücksichtnahme, gegenseitige Hilfe, Unterstützung und Anerkennung selbstverständlich sind. Es entsteht ein Ort, an dem es selbstverständlich ist, mit seinen Mitmenschen Blickkontakt aufzunehmen, an dem es selbstverständlich ist, dass Erfahrene den Unerfahrenen helfen, an dem es selbstverständlich ist, sich gegenseitig zu loben. So entstand über die wenigen Tage ein starkes Gemeinschaftsgefühl und es gab zahlreiche Gelegenheiten, die Shinson Hapkido-Familie besser kennen zu lernen. Vor allem in den Gemeinschaftstrainings, wo man in kurzer Zeit mit vielen verschiedenen Menschen interagiert und trainiert, konnten eifrig Namen ausgetauscht werden, sodass auch uns Neulingen die ersten Verbindungen zwischen den Leuten und den Dojangs sichtbar wurden. Jede und jeder Einzelne wurden wahrgenommen und als ein Teil der Gemeinschaft integriert.
Highlights des Lehrgangs waren das hervorragende Essen und das Training im Freien auf der Wiese, bei allerbestem Lehrgangswetter. Das Trainieren mit Menschen aus anderen Dojangs, war auch sehr bereichernd, weil man lernte, sich auf neue Partner oder Partnerinnen einzustellen und die Vielfalt der Techniken erahnen konnte. Und natürlich auch das Shinson Hapkido Festival, bei dem auf eindrucksvolle Weise Flugfalltechniken vorgeführt oder kreative Hyong Variationen und eigene Kreationen zum Besten gegeben wurden.
Jeder Lehrgang wirft seinen eigenen Fragen auf. Diesmal waren Fragen dabei, wie: Was hält mein Herz fest? Wie soll mein Herz leer werden? Was sind die Verletzungen, die mein Herz bedecken? Welche Rolle spielt Zeit, spielen Pausen in meinem Alltag? Und ich durfte Bekanntschaft mit meiner Inneren Mauer schließen.
Ein weiteres Thema, das die Shinson Hapkido Gemeinschaft beschäftigt ist das älter werden. Nach 33 Jahren grüßen die Nachbarn, die die schreienden Menschen, die morgens über den Hügel rennen schon erwarten, sich wahrscheinlich wundern, aber vielleicht ja auch freuen. Es geht viel um neue Generationen, das Ablösen von Älteren. Aber auch die Frage, wie gehe ich ganz persönlich damit um, älter zu werden, mich vielleicht zurücknehmen zu müssen, nicht mehr so hoch springen zu können wie früher oder die Jüngeren und der Sorge, deswegen nicht mehr gesehen zu werden. 
Das "Im Jetzt leben" hat in Groß-Bieberau gut geklappt. Es war leicht, keinen Gedanken nachzuhängen über das, was war oder das, was sein wird. Und es hat sich gezeigt: Man kann viel mehr schaffen und hat viel mehr Kraft als man selber glaubt. Zwei Tage, so viel Stunden zu trainieren, so früh aufzustehen, das hört sich erstmal richtig anstrengend an. Das ist es auch, aber auf eine Weise, die einem viel mehr Energie zurückgibt, als sie nimmt. Und so ist man am Ende des Tages zwar erschöpft, aber trotzdem voller Kraft und Lust auf den nächsten Morgen. Die Energie, die getankt wurde hat auch nach dem Lehrgang noch angehalten. So machte sich ein angenehmes Gefühl der Ruhe breit und wir hatten eine der schönsten Heimreisen, an die ich mich erinnern kann - obwohl sie viel länger gedauert hat als geplant... 
Ein großes, herzliches Dankeschön geht an die unzähligen Menschen, die sich eingebracht haben, um den Lehrgang zu ermöglichen und für einen so angenehmen Ablauf gesorgt haben. Auch als Neulinge haben wir uns nie verloren gefühlt, sondern konnten die Gemeinschaft und die Zeit in vollen Zügen genießen.

Geschrieben von Ciara und der "Lüneburger Crew" - einer neuen Anfängergruppe im Dojang Lüneburg