Bericht von Sonsanim
Im Jahr 2008 feierte Shinson Hapkido sein 25-jähriges Jubiläum - es ist ein wenig so wie bei einer silbernen Hochzeit: ein Vierteljahrhundert sind wir mit "Do" verbunden ... (Do - Weg, Prinzip, Lehrmethode, Natur, Klarheit, Ziel; unsichtbares Prinzip, das alle Formen erschaffen hat).
Genau 30 Jahre vorher war ich im Rahmen eines offiziellen Austauschprogramms
erstmals nach Europa gekommen, zuerst nach Wiesbaden, wo ich unterrichtet habe und dann nach Worms. In Worms habe ich dann in einer extra neu eröffneten Schule unterrichtet. Gleichzeitig habe ich interessierten Menschen in verschiedenen europäischen Ländern Elemente der koreanischen Kultur wie Hapkido, Taekwondo,
Meditation, östliche Heilkunde und Lebensweisheit nahe gebracht.
Die Erinnerung daran bleibt und ist wach, aber die Zeit ist so schnell vergangen!
Besonders beim Unterrichten habe ich mehr und mehr gemerkt: Die Mudo- (= Budo-) Künste haben einen gemeinsamen Grundgedanken. Man geht dort den "Weg des Kriegers" und ist vom Charakter her sehr männlich und sportlich ausgerichtet, was mit dem Prinzip "Gewinnen und Verlieren" zu tun hat. So aber geht der eigentliche, der ursprüngliche "Do"-Charakter verloren.
Wegen dieser Erfahrungen habe ich "Kung Jung Mu Sul Hapkido" 1983 in Darmstadt/Deutschland (in einer kleinen Schule in der Marburger Straße) begründet und habe darauf geachtet, mehr für einen gesunden Körper und Geist zu trainieren und aktiv gegen Gewalt zu arbeiten, natürlich auch darauf sich verteidigen zu können, aber besonders auch: zu fördern gemeinschaftlich zu teilen.
Mit den fünf Lehrmethoden Vertrauen, Achtung, Geduld, Bescheidenheit und Menschlichkeit/Liebe haben wir diese Grundhaltung allmählich stabilisiert und verbreitet. 1993 ist mir endgültig klar geworden:
Auch das Wort "Kung Jung Mu Sul" ("Kampfkunst des königlichen Hauses") hat schon Mudo- bzw. Budo-Charakter, das heißt, eine so benannte Kampfkunst ist nicht für alle da. Deshalb habe ich mit dem Bedeutungswandel auch die Namensänderung in "Shinson Hapkido" verbunden, um zu unterstreichen, dass das alte Wissen wieder allen zur Verfügung stehen soll.
Diese Veränderung war ein klarer Abschied von dem alten Weg. Shinson Hapkido ist jetzt für das Leben da. Dahinter steht der "Min Cho Sasang"- Gedanke. Übersetzt heißt das etwa: "Ein Volk wie Gras". Gemeint ist eine positive Charaktereigenschaft und Fähigkeit einer größeren Gemeinschaft auch unter Belastungen innerlich stabil zu
bleiben und schließlich immer wieder "aufzustehen" - und das Leben zu fühlen und zu genießen.
Während all der Zeit ist Shinson Hapkido weiter verbreitet worden - sogar bis nach Südamerika, die Zahl der Dojangs und Mitglieder ist gestiegen; wir treffen uns regelmäßig, tauschen uns aus, teilen und unterstützen uns gegenseitig.
Besonders wichtig dabei ist, dass wir unsere Dankbarkeit nicht verlieren und bereit sind anderen, die es schwer haben, zu helfen. Unter diesen Vorzeichen hat sich unsere
Gemeinschaft weiter entwickelt.