Internationaler Frühjahrslehrgang

Schon wenige Monate nach dem Sommerzeltlager 2018 wurde die Gastfreundschaft in und um Elsenborn beim Frühjahrslehrgang erneut unter Beweis gestellt. Es war wieder so weit: mehr als hundert Menschen  trainierten, sprangen, meditierten, rannten, lachten, rollten, kicherten und übten für drei Tage gemeinsam in der Halle in Elsenborn. Natürlich hatte der Spaß außerhalb des Trainings kein Ende; 

Bei der Vorstellung der Dojangs konnte neben dem Erlernen eines koreanischen Frühlingsliedes und dem Kennenlernen von Kölner Karnevalsgesangs für einen kurzen Moment sogar die Fahrt eines Tübinger Stocherkahns durch das Hohe Venn erlebt werden.
Auch für mich persönlich gab es in diesem Lehrgang allerlei Besonderheiten. Zum einen die Erfahrung, zum ersten Mal mit einem anderen als meinem „Heimat“-Dojang zum Lehrgang zu fahren und diesen dann aus den Augen von Freunden sehen zu können, die zum ersten Mal an einem solchen teilnehmen. Und zum Anderen die Erkenntnis, dass Shinson Hapkido sich für mich ganz klar wie Nach-Hause-Kommen oder wie ein Heimathafen anfühlt. Obwohl die Prüfungsphase der Universität gerade ihren Höhepunkt erreichte, war es eine sehr gute Entscheidung, den langen Weg bis nach Belgien auf sich zu nehmen. Die drei Tage Lehrgang spendeten mir nämlich eine Gelassenheit, die mir half, selbst in der stressigen Phase Kraft und Ruhe zu bewahren. Es ist immer wieder schön zu sehen, dass man viel von dieser Energie in den Alltag mitnehmen und weitergeben kann.
Auch die „Aha-Erlebnisse“, die man in den Lehrgängen hat, sind sehr bereichernd. Diese gibt es immer, egal ob man sich erst kurz oder schon lange mit Shinson Hapkido beschäftigt. Beispielweise wird man von einer anderen Person gepackt, und in die entgegengesetzte Richtung gedreht und plötzlich funktioniert auch diese eine Bewegung, an der man sich schon seit einem Jahr versucht. Oder man bemerkt, wie man kontinuierlich in den Feinheiten voran kommt. Besonders sind die immer wiederkehrenden Fragen, die wahrscheinlich für jeden über die Jahre immer wieder neu gestellt, verstanden und beantwortet werden.
Was bewegt dich, was bewegst du? Wer bist du? Die Frage, was es denn auch heißt zu finden? Ist das vielleicht das Wahrnehmen von etwas, was einen (wenn auch nur ein kleines bisschen) mehr berührt, als sonst, sodass man es mit sich nimmt und in sich bewegt, es wirken lässt? Also die Frage: Was hast du gefunden? Allerlei. Vielleicht das Finden an sich. Und das passiert im Training ganz oft, dass man die Menschen um einen herum, den Raum, in dem man sich befindet, sich selbst, dass all dies Stück für Stück bei jeder Begegnung und Bewegung jedes Mal ein bisschen anders, neu wahrnimmt. Ganz nebenbei bringt das Ganze viel Spaß, weshalb ich diesen Lehrgang nur jedem empfehlen kann. 

Shinson Hapkido ist etwas, das Menschen immer wieder neu in Herzlichkeit zusammen bringt. Das gilt im Training daheim, durch die ISHA und natürlich auch auf Lehrgängen. Und das ist auch nur möglich, weil sich so viele Menschen dafür engagieren. Vielen Dank für die herzlichen Unterbringungen, die tolle und schmackhafte Verpflegung und jeden großen und kleinen Handgriff im Vorder- und Hintergrund, die einen Lehrgang und eben diese besondere Form des Zusammenkommens erst möglich machen!

von Anna Hanisch (22), 9.Kup/ Dojang Lüneburg

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Sturmtief Eberhard

Wie der Besuch eines Lehrgangs sich positiv auf die eigene Gemütslage auswirken kann, haben sicherlich schon Viele von uns erlebt. Darüber offen zu sprechen und zu berichten ist jedoch noch einmal mehr...
Danke an Thomas aus Aachen, dies mit den Leser*innen zu teilen.


Frühjahrslehrgang war angesagt, diesmal in Elsenborn/Belgien, mitten im wilden hohen Venn. -Ehrlich gesagt: ich hatte keine Lust. Keine Lust auf Bewegung, schon gar nicht auf Anstrengung, keine Lust auf Menschen, keine Lust auf Gemeinschaft. Mürrisch fuhr ich allein von Aachen nach Elsenborn, müde, genervt, abgespannt von der Arbeit. Als ich da am Parkplatz stand und die anderen sah, kam mir ihre Fröhlichkeit falsch vor, mir war als hätte ich hier nichts verloren, als ginge mich das alles gar nichts an, als würde ich nicht dazugehören. Der erste große Moment dieses Lehrgangs war dass ich überhaupt aus meinem Auto ausstieg und nicht einfach so wieder nach Hause gefahren bin. Viel hatte nicht gefehlt.
Die ersten bekannten Gesichter, die ersten Umarmungen lockerten mich etwas, die miese Laune blieb. Dementsprechend gestaltete sich das erste Training. Zugezogen, in mich gekehrt, bewegte ich mich ohne Freude, konnte kaum jemand in die Augen schauen. Wurde sogar angesprochen ob denn mit mir alles in Ordnung sei. Das erste Training war sehr anstrengend, ich war mir sicher, ich würde reichlich Pausen einlegen und nicht jedes Training mitmachen. Hab ich dann aber doch. Einfach so. Habe aufgehört mir über mich selbst Gedanken zu machen. Irgendwann war es mir egal ob ich schlecht drauf bin oder nicht, ich hab mich einfach bewegt. Und auch wenn ich, oder ein Teil von mir, das eigentlich gar nicht wollte, es fing an Spaß zu machen. Und dabei blieb es für mich für den Rest des Lehrgangs: ich hatte wieder Spaß an der Bewegung, Spaß an mir selbst, Spaß bei der Bewegung mit anderen. Und konnte all die Begegnungen und Gespräche genießen.
Als ich bei einem Drehtritt ausrutschte und mit Wucht zu Boden ging, da fehlte nicht viel, und ich hätte mir den Kopf auf dem Hallenboden aufgeschlagen. Das hätte auch schief gehen können. Zum ersten Mal seit langer Zeit hatte ich für einen kurzen Moment mal wieder das Gefühl, dass es gut ist einfach am Leben zu sein. Der zweite große Moment für mich.
Der dritte große Moment war sicherlich die Meditation am Sonntag Morgen. Schon die Nacht in der Halle war bemerkenswert: draußen wütete Sturmtief Eberhard, der Wind heulte, der Regen prasselte, die ganze Halle wackelte und gab bisweilen Geräusche von sich, die ich nur von Schiffen kannte. Selten habe ich die Meditation so erlebt wie diesmal. Wir waren drinnen, draußen war der Sturm, wir waren warm, trocken und beieinander. Da wurde der Begriff Gemeinschaft für mich sehr lebendig.
Sonsanim spricht immer wieder davon, dass wir auf der Suche nach unserem wahren Ich sind. Ich hab lange gar nicht verstanden was das heißen soll. So langsam bekomme ich eine Idee davon: es sind wirklich Zwiebelschalen aus Trugbildern die uns von uns selbst fern halten, denn wie real waren denn meine Zweifel, mein Unmut und meine schlechte Laune die ich bei der Ankunft hatte? Schon am ersten Abend waren sie wie weggeblasen.
In sehr veränderter Verfassung fuhr ich am Sonntag zurück. Äußerlich etwas zerschlagen, innerlich leicht und gelöst. Ich fühlte mich als sei ein äußerer Panzer, der mich in Erstarrung gefangen hielt, aufgesprengt worden. Schmerzhaft, aber befreiend.
Mein großer Dank geht an Sonsanim Ko Myong, an alle Lehrerinnen und Lehrer, an all die Menschen aus den belgischen Dojangs, die diesen Lehrgang möglich gemacht haben. Toll bei euch! Ich komme gerne wieder. Bin schon gespannt was dann passiert...

von Thomas Euler (52), 3.Kup/ Dojang Aachen.