Koreareise

Koreareise 2022

„Auf der Suche nach den Wurzeln von Hanol“

Seit ich 6 Jahre alt bin, bin ich in jedem Sommerlager dabei und mit 9 Jahren habe ich angefangen zu trainieren. Shinson Hapkido ist Teil meines Lebens. Gerade die Meditation gibt meinem Leben Ruhe und innere Einkehr, immer wieder von Neuem. Ich will in diesem Bericht über meine Gefühle und Erwartungen schreiben. Dabei hören wir von Ko Myong, dass wir Erwartungen loslassen sollen. Mal sehen, ob mir dies im Laufe der Koreareise gelingt.

Vor der Koreareise
Korea! Ein Land voller Verheissungen und ausserdem das Ursprungsland der Kampfkunst, die mein Leben bis jetzt stark mitgeprägt hat. Deswegen freue ich mich besonders auf die reise, da wir jeden Morgen eine halbe Stunde zusammen trainieren können und ich somit jeden Tag die Chance habe, neu zu beginnen. Shinson Hapkido fühlt sich für mich generell an wie eine Familie. Nun hoffe ich natürlich, dass auch unsere Gruppe, die aus 21 Teilnehmenden besteht, sich wie eine Familie anfühlen wird und wir aufeinander achtgeben werden.
Seit Jahren warte ich darauf, auf die Koreareise gehen zu können. Nun ist der Augenblick gekommen! Ich freue mich wirklich sehr auf dieses Land. Es muss wunderschön sein. Ich interessiere mich für andere Kulturen und finde es spannend, ein neues Land zu entdecken.
Ich bin aufgeregt. Sowohl positiv, als auch negativ, denn man hat ja schon so allerlei über die Koreareisen gehört. Auch für mich ganz persönlich wird es wohl eine Herausforderung sein, drei Wochen lang Teil einer Gruppe zu sein. Grundsätzlich liebe ich nämlich Menschen, brauche aber im Alltag regelmässig Zeit für mich alleine, um wieder Energie tanken zu können. Und ich denke nicht, dass ich genügend Freiraum haben werde und bin gespannt, was dies mit mir macht. Ich hoffe, ich, ich kann für meine Bedürfnisse einstehen, wenn ich dann doch einmal eine Stunde Zeit für mich brauche, und ich hoffe vor allem, dass ich ganz ganz viele unvergessliche Erfahrungen machen, Menschen aus Korea und ihre Kultur kennenlernen und somit besser verstehen lernen kann. Und, dass ich mit einer Erfahrung im Gepäck nach Hause gehe, die ich nie vergessen werde.
Am allermeisten freue ich mich auf die kleinen Orte, an denen noch nicht so viele Touristen sind. Leider kann ich kein Koreanisch, aber ich bin fleissig daran, die Schriftzeichen und die wichtigsten Wörter noch zu lernen, bevor ich gehe. Die Sprache der Herzen ist ja glücklicherweise überall auf der Welt verständlich! Mit all diesen Gedanken, Sorgen, Hoffnung erfüllt und mit viel Gepäck beladen, geht es nun zum Flughafen, auf ins ungewisse Abenteuer!...

Nach der Koreareise
Nun, drei Tage nach der Koreareise, ist mein Kopf immer noch bis oben gefüllt mit Gedanken, Eindrücken und lebendigen farbigen Bildern. Die Reise war wunderschön, wir durften viele Ecken des Landes kennenlernen, von Seoul nach Yangyang-gun über Busan, Mokpo, Jeju und viele weitere Orte. Wir sind im Meer geschwommen, haben am Strand trainiert, das Musical Nanta gesehen, die schönste Natur erlebt, traditionelle Dörfer und viele Kloster angeschaut. In einem Kloster zwei Tage übernachtet. Diese Zeit hat uns allen besonders gutgetan. Es war eine Atempause von der Reise, aber auch eine Atempause vom Leben. Wir konnten uns auf viele unverarbeitete Dinge fokussieren und sie anfangen zu verarbeiten. Uns wurde ein Gesang geschenkt bei der Morgenmeditation, der uns alle tief bewegt hat.
Wir hatten Begegnungen, die zum Nachdenken angeregt haben und durften spannende Menschen kennenlernen. Vor allem die Begegnung mit den Schwestern von Han San Chon hat mich tief berührt und ich musste beim Abschied ein Tränchen verdrücken. Es ist ein Geschenk, dass wir Menschen von so reiner Güte kennenlernen durften. Wir haben von ihnen auch viel über die Kultur gelernt, wie beispielsweise, dass man nur den anderen einschenkt und nicht sich selbst. Dass das Glas leer ist, müssen dann schon die anderen bemerken. Sehr spannendes Experiment der Achtsamkeit und Aufmerksamkeit. Wir hatten aber nicht nur Begegnungen mit Koreanern, sondern auch innerhalb unserer Gruppe, mit der Natur und sehr wichtig; auch mit uns selbst. Ich nehme mit aus dieser Reise, dass ich mir nicht immer so viele Sorgen machen muss, sondern Vertrauen haben soll. Jede einzelne Sorge, die ich mir vor und während der Reise gemacht habe, hat sich am Ende als völlig nichtig herausgestellt. Wir hatten beispielsweise einfach eine wunderbare Reisegruppe, in der jede mit jedem sprechen konnte, wir uns gegenseitig unterstützten, uns aber auch in Ruhe liessen, wenn jemand Zeit für sich brauchte. Mit dieser Gruppe war es somit gar nicht so schwer, drei Wochen ununterbrochen unter Menschen zu sein. Ich hatte zusätzlich auch einige Male die Möglichkeit, mich zurückziehen zu können. Ein weiteres Beispiel stellt der Taifun Hinanmor dar, den wir in Jeju erlebt haben. Dieser hat mich im Voraus sehr aufgewühlt, aber schlussendlich waren wir in keiner Sekunde in Gefahr. Der innere Sturm geht jedoch weiter, säubert uns von innen und die Heilung kann beginnen. Wir alle nehmen aus dieser Reise Unterschiedliches mit. Vor allem das Loslassen von Erwartungen, Vergangenem und dem eigenen Ego. Diesem kann man ein Stück weit mit der Frage «Was kann ich für dich tun?» anstatt «Was bekomme ich?» und dem bewussten Teilen von allem, was man hat, entgegenkommen. Und ich denke, diese Reise ist erst der Anfang einer Reise des Vertrauens in das Leben und auch in mich selbst.

Jasmin Hirt, 24 Jahre, 3.Kup/ Dojang Zürich.
Sie studiert an der Zürcher Hochschule für Angewandte WissenschaftenDaZ/DaF ZHAW auf BA in Sprachlicher Integration

Koreareise 2018

Einen Rückblick auf die Koreareise 2018 finden Sie hier...